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Für eine gute Vater-Kind-Beziehung

Autorenbild: Jacqueline DeissnerJacqueline Deissner

Eine starke Vater-Kind-Beziehung trotz der Herausforderung der Eltern-Kind-Entfremdung (Toxische Beziehung) zu bewahren, erfordert Geduld, Verständnis und bewusstes Handeln. Hier einige Wege, die dir helfen können.

 

In der Kinder- und Bindungspsychologie wird davon ausgegangen, dass Kinder für ihre emotionale und psychische Entwicklung stark von der Bindung zu ihren Eltern abhängig sind. Diese Bindung ist für das Kind überlebenswichtig, da es durch die Nähe und Sicherheit der Eltern Schutz und Fürsorge erhält.


Wenn Kinder mit der Trennung ihrer Eltern konfrontiert werden, befinden sie sich oft in einem Loyalitätskonflikt. Da sie unbewusst bestrebt sind, die Bindung zu beiden Elternteilen aufrechtzuerhalten, kann es passieren, dass sie das Verhalten eines Elternteils übernehmen, um diese Verbindung zu schützen. Wenn ein Elternteil seine eigene Traurigkeit oder Wut über die Trennung auf den anderen Elternteil projiziert und das Kind dies mitbekommt, kann es sich aus einem inneren Bedürfnis heraus emotional auf die Seite des gekränkten Elternteils stellen. Dieser Loyalitätskonflikt kann dazu führen, dass das Kind die Schuldzuweisungen übernimmt, da es das Bedürfnis hat, die Bindung zum verletzten Elternteil zu festigen und ihn emotional zu unterstützen. Das Kind könnte dabei das andere Elternteil ablehnen, um den Verlust der Bindung zum gekränkten Elternteil zu vermeiden. Dies ist ein unbewusster Schutzmechanismus, der aus dem Bedürfnis nach Stabilität und Sicherheit in unsicheren oder konfliktreichen Zeiten resultiert (Bowlby, J., 1988).



Obwohl auch Mütter von Eltern-Kind-Entfremdung betroffen sein können, sind Väter aufgrund der häufigeren Sorgerechtsverteilung und gesellschaftlicher Rollenmuster oft stärker davon betroffen (Bernet, W., 2010). Doch auch unter schwierigen Umständen ist es möglich, als Vater eine liebevolle und stabile Beziehung zu pflegen:


  • Eigene Emotionen verstehen und regulieren: Um dein Kind emotional zu schützen, ist es wichtig, die eigenen Ängste und Unsicherheiten zu erkennen. Vermeide es, diese auf dein Kind zu projizieren.

  • Arbeite an deinem Selbstwert, damit du stark und stabil in der Beziehung bleiben kannst. Dies ermöglicht es dir, deinem Kind den emotionalen Raum zu geben, den es braucht.

  • Kontrollverlust minimieren: Wenn du das Gefühl hast, die Kontrolle über die Situation zu verlieren, finde Kompensationen, die dir helfen, das Gleichgewicht zu bewahren. Zum Beispiel kannst du Rituale oder kleine, regelmäßige Aktivitäten mit deinem Kind schaffen, die euch beiden Sicherheit geben, auch wenn der Kontakt begrenzt ist.

  • Ausnahmen vom Problem erkennen: Konzentriere dich auf die Momente, in denen die Beziehung zu deinem Kind stabil, liebevoll und vertraut ist. Stärken diese positiven Erfahrungen und baue darauf auf, um euer Band weiter zu festigen.

  • Positiven Kontakt aufrechterhalten: Nutze jede Gelegenheit, um die gemeinsame Zeit stressfrei und angenehm zu gestalten. Zeige deinem Kind, dass eure Beziehung unabhängig von den äußeren Konflikten beständig und positiv bleibt. Das gibt ihm Halt und Geborgenheit.

  • Emotionale Stabilität bewahren: Kinder spüren instabile Situationen sehr intensiv. Gib deinem Kind das Gefühl, dass du ruhig und verständnisvoll bleibst, selbst wenn es Konflikte gibt. Das Vertrauen deines Kindes wird gestärkt, wenn du eine verlässliche emotionale Stütze bist.

  • Geduld und kleine Schritte: Der Weg zu einer besseren Beziehung braucht Zeit. Gehe geduldig voran, schrittweise in die richtige Richtung. Schaffe ein starkes Netz an Unterstützung durch Freunde und neue Partnerschaften, um deine eigene Stärke zu festigen.

  • Glaube an die Liebe deines Kindes: Dein Kind liebt dich bedingungslos, auch wenn die äußeren Umstände kompliziert sind. Glaube an diese Liebe, sie ist der Anker für eure Beziehung.

  • Welche Kompetenzen hast du gewonnen durch die Konflikte?

    Durch Konflikte entwickelst du neue Kompetenzen, die in Krisenzeiten besonders wichtig sind und auch in Zukunft hilfreich sein werden. Dazu zählen das Setzen von Grenzen, die Fähigkeit zur klaren Kommunikation, Selbstreflexion, Resilienz, Verletzlichkeit, Authentizität usw.

  • Konflikte in der Gegenwart des Kindes vermeiden: Auch wenn du mit dem anderen Elternteil in einer schwierigen Situation steckst, vermeide negative Kommentare in der Gegenwart deines Kindes. Dies hilft ihm, sich nicht zwischen den Eltern entscheiden zu müssen, und entlastet es emotional.

  • Verstehen und Akzeptanz des anderen Elternteils: Indem du die Dynamik und mögliche toxische Verhaltensweisen des anderen Elternteils verstehst, kannst du diese besser akzeptieren, ohne dein Kind darunter leiden zu lassen. So kannst du die emotionale Distanz zu diesem Konflikt wahren.

  • Visualisiere dir die Zukunft: Stell dir eine Zukunft vor, in der dein Kind herangewachsen ist und die Herausforderungen der Vergangenheit hinter sich lässt. Es wird die Zeit kommen, in der es selbst reflektiert und die Liebe, Geduld und Bemühungen erkennt, die du ihm heute entgegenbringst. Auch wenn die Situation jetzt schwierig ist, kann aus diesen Momenten eine tiefere und stärkere Beziehung erwachsen. Halte durch – die Samen für diese wundervolle Zukunft pflanzt du bereits heute.

  • Stärke deine Beziehungen zu anderen: Stärke deine Beziehungen zu Freunden, Geschwistern, Großeltern und einer möglichen neuen Partnerschaft, um selbst stabil und ausgeglichen als Vater auftreten zu können. Ein starkes, unterstützendes Umfeld gibt dir Kraft und emotionale Stabilität. Diese positive Energie wirkt sich auch auf deine Beziehung zu deinem Kind aus und zeigt ihm, dass du ein verlässlicher, ausgeglichener Vater bist, der von liebevollen Verbindungen umgeben ist. Solche Beziehungen bieten dir nicht nur Halt, sondern schaffen auch ein Vorbild für dein Kind, wie gesunde, respektvolle Bindungen aussehen können.

  • Professionelle Unterstützung suchen: Wenn die Entfremdung stark ausgeprägt ist, kann therapeutische Hilfe für dich und dein Kind entscheidend sein. Sie unterstützt dabei, Kommunikationswege zu öffnen und emotionale Hürden zu überwinden.


Deine bedingungslose Liebe und dein Verständnis werden nicht unbemerkt bleiben. Kinder erinnern sich an die beständigen Anker in ihrem Leben, und irgendwann wird dein Kind sehen, wie sehr du es immer geliebt und unterstützt hast. Was heute als Distanz und Schmerz empfunden wird, kann sich in eine liebevolle, vertrauensvolle Bindung verwandeln, in der Dankbarkeit und gegenseitiger Respekt die Basis bilden.


Herzlichst,

Jacqueline I Coaching & Psychologische Beratung


 

Quellennachweise:

Bernet, W. (2010). Parental Alienation: The Handbook for Mental Health and Legal Professionals.

Bowlby, J. (1988). A Secure Base: Parent-Child Attachment and Healthy Human Development.


 
 
 

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