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Toxische Beziehung: Eltern-Kind-Entfremdung - Hilfe für Väter

Autorenbild: Jacqueline DeissnerJacqueline Deissner

Vorwort: Die folgende Dynamik ist ein strukturell stabiles Phänomen und unabhängig vom Geschlecht des Elternteils, bei dem das Kind nicht lebt. Dennoch möchte ich mich hier gezielt an Väter wenden. Dieses Thema liegt mir besonders am Herzen: Väter zu unterstützen, da sie oft übersehen und nicht ausreichend gehört werden. Doch wir leben in einer Zeit, in der auch Väter Verantwortung für ihre Kinder übernehmen wollen. Mit meiner Stimme möchte ich sie stärken, weil es mir ein tiefes Anliegen ist. Als Scheidungskind hätte ich mir selbst einen solchen Vater gewünscht, und deshalb setze ich mich für jeden Vater ein – für mehr Beziehung zum Kind und ein faires Miteinander zwischen den Eltern.


Eine Trennung mit Kindern stellt immer eine Herausforderung dar. Am erfolgreichsten verläuft sie, wenn beide Elternteile sich bewusst für eine gute Zusammenarbeit als Eltern entscheiden und entsprechend handeln. Doch was passiert, wenn ein Elternteil absichtlich oder unbewusst aus dem Familiensystem gedrängt wird?


Eltern-Kind-Entfremdung tritt oft in Trennungssituationen auf, wenn ein Kind den Kontakt zu einem Elternteil ablehnt. Die Gründe sind vielfältig: Dies kann durch Manipulation, unterschiedliche Werte und Erziehungsansichten, negative Kommunikation oder ungelöste Konflikte zwischen den Eltern verursacht werden. Oft finden sich in der Konstellation Dynamiken von Manipulation, Kontrolle, Gaslighting und emotionaler Erpressung statt, Symptome die auch in toxischen Beziehungen verwurzelt sind:


  • Manipulation: Schweigen statt zu reden. Bestrafung, weil du widersprochen hast.

  • Kontrolle: Kind benutzen um bestimmte Handlungen beim anderen Elternteil herbeizuführen. Drohungen aussprechen.

  • Gaslighting: Oder anders gesagt Lügen. Das Kind anlügen "Papa hat keine Zeit für dich."; "Papa muss wieder mal arbeiten." Lügen können auch gegen den Vater verwendet werden, indem das Kind vorgeschoben wird „Sie/Er möchte gerade nicht bei dir schlafen.“

  • Emotionale Erpressung: Wird benutzt, um Kontrolle herzustellen.

  • Unterschiedliche Werte: Sogenannte Wertekonflikte entstehen wenn unterschiedliche Überzeugungen aufeinandertreffen.

  • Frühere Erfahrungen (bspw. Innere Kind Themen) werden auf das andere Elternteil projiziert: Von Projektionen spricht man in der Psychologie, wenn eigene Gefühle und Emotionen auf den Gegenüber übertragen und dort bekämpft werden sollen. Typische Aussagen sind zum Beispiel: "Wegen dir ...", "Weil du so bist, fühle ich mich ...", "Wärst du anders, dann ...". Oft beobachte ich in meinen Beratungen, dass frühere negative Prägungen, Erfahrungen, erlernte falsche Überzeugungen, gespeicherten Gefühle, Erinnerungen und Erfahrungen aus der eigenen Kindheit sich auf die Beziehung dysfunktional auswirken. Zeigst du oder das andere Elternteil passiv-aggressives Verhalten, nörgelst wegen Kleinigkeiten oder bist oft unzufrieden, ohne genau zu wissen, was dir in der Beziehung fehlt? Dann ist es wahrscheinlich, dass ungestillte Bedürfnisse aus eurer Kindheit eure heutige Beziehung belasten.


Diese Verhaltensweisen destabilisieren emotional und psychisch. Die Folgen sind schwerwiegend: Emotionale Belastungen für das Kind und den abgelehnten Vater, gestörte Bindungen und langfristige psychische Probleme wie Depressionen oder Selbstwertprobleme können die Konsequenz sein. Frühzeitige Lösungsansätze sind wichtig, um die Dynamik nicht weiter zu verschärfen und bestenfalls in positive Richtungen zu lenken.


Wie sieht der Weg aus dieser Situation heraus aus?


Ich bin überzeugt, dass eine gesunde Beziehung immer aus einem selbst heraus entsteht. Deshalb setze ich auf einfache, machbare Lösungsansätze, die im Alltag umsetzbar sind. Dabei lege ich großen Wert darauf, zuerst auf Ursachenforschung zu gehen – nicht zu tief, aber ein Blick zurück hilft oft, die Entstehung der aktuellen Dynamik zu verstehen. Häufig zeigt sich, dass die dysfunktionale Beziehung bereits in der Partnerschaft bestand und ungelöste Konflikte heute weiterleben. Eine Bestandsaufnahme ist daher der erste Schritt, der oft schon Erleichterung durch Erkenntnis und Verständnis bringt.


Im zweiten Schritt widme ich mich dem Hier und Jetzt. Mit gezielten Methoden und Fragetechniken erarbeiten wir gemeinsam konkrete Lösungsansätze. Diese können Mediation, Ressourcenarbeit, Familientherapie, rechtliche Unterstützung und die Förderung einer positiven Beziehung zum anderen Elternteil umfassen. Dabei suchen wir gemeinsam nach Ausnahmen von den Problemen: Wann funktioniert die Beziehung zwischen Vater, Mutter und Kind gut? Was war in diesen Momenten anders? Zusammen entwickeln wir neue Ideen, stärken deine Ressourcen und fördern so die Beziehung zu deinem Kind und zum anderen Elternteil.


Im Mittelpunkt steht immer der Raum für deine Emotionen, Gefühle, Gedanken und dein eigenes Tempo. Alles kann, nichts muss.



 
 
 

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